Schmuckkästchen feierte 500sten Geburtstag und bekam eine außergewöhnliche technische Anlage

Im Herbst letzten Jahres konnte die St.-Annen-Kirche im Fraureuther Ortsteil Ruppertsgrün bei Zwickau (Westsachsen) ihren 500sten Geburtstag feiern. 1513 wurde die Kirche geweiht, nachdem sie von den Herren von Schönfels mit Hilfe von vielen Unterstützern errichtet wurde. In der Sächsischen Kirchengalerie wird die Kirche, die die kleinste Hallenkirche Sachsens ist, als wahres Schmuckkästchen bezeichnet. Sie ist ein Kleinod mit vielen Schätzen im Innern.

Im Zuge der Innensanierung wurde dem Raumklima besondere Bedeutung beigemessen. So wurden bereits vor einigen Jahren raumklimatische Messungen begonnen, die vom Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmälern in Sachsen und Sachsen-Anhalt durchgeführt wurden. Hauptziel der Messungen war es, Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie das zukünftige Raumklima sein soll, damit es der Ausstattung und der Bauhülle gerecht wird.

Zur Absicherung des Raumklimas dient ein ausgeklügeltes Temperier- und Lüftungskonzept. Die Temperieranlage dient einerseits der Erwärmung des Kirchenraumes und den Kirchenbesuchern. Andererseits kommt es durch eine umlaufende Sockeltemperierung zur Vermeidung von bauphysikalisch ungünstigen Verhältnissen in der besonders gefährdeten Sockelzone beim Anschluss von Fußboden und Außenwand. Kombiniert wird die Temperieranlage mit Hilfe spezieller Regelungstechnik mit einem Lüftungskonzept. Dieses ermöglicht die Nutzung eines für den Kirchenraum guten Außenklimas zur Verbesserung bzw. Optimierung des Innenklimas. Dabei wirkt es sich sowohl auf die Temperatur als auch auf die relative Luftfeuchte aus. Die Regelung vergleicht kontinuierlich die Daten des Innen- und des Außenklimas und öffnet nach Bedarf und Notwendigkeit die dafür vorgesehenen Fenster. Parallel dazugeschaltet wird ein Ventilator im Dachboden, der die Luft durch das Kirchenschiff saugt und für die Durchströmung des Kirchenschiffes sorgt. Damit die Fenster nicht während der Nutzung der Kirche öffnen, ist die Regelung mit einer Vetofunktion versehen.

Geplant wurde die Temperier- und Lüftungsanlage vom Ingenieurbüro Niehsen-Baumann aus Chemnitz. Bei der Planung konnte das Büro auch die Erkenntnisse aus dem letzten Forschungsprojekt, welches bis Ende letzten Jahres am Berliner Dom lief, genutzt werden. Hierbei ging es ebenfalls um das synergetische Zusammenwirken von technischen Anlagen und äußeren klimatischen Verhältnissen.

Abergundet wird das Projekt mit einem ganztägigen Workshop, der am 16. Mai 2014 in Ruppertsgrün stattfindet. Dabei nehmen Vertreter von allen Projektbeteiligten teil. Hierzu gehören die Kirchgemeinde, die kirchliche Baupflege, die Planer, das Institut für Diagnostik und Konservierung, Restauratoren und Vertreter der Denkmalpflege.

15.04.2014