Denkmalpflege kontra Innovation?

Im letzten Quartal des Jahres 2007 startete das Ingenieurbüro Niehsen-Baumann aus Chemnitz mit einem neuem Forschungsprojekt. Dabei geht es um die Entwicklung einer Software, die die vereinfachte Raumsimulation thermischer Zustände in Kirchen ermöglicht. Bisher ist solch eine Simulation nur mit sehr hohem Kostenaufwand möglich. Die zu entwickelnde Software soll so kostengünstig sein, dass sie für möglichst viele Sakralbauten anwendbar ist.

Ausgangspunkt für die Idee zu dem Forschungsprojekt sind die im Vorfeld des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden durchgeführten Simulationen zur Thermik und Bauphysik. Gegenstand dieses Projektes war die Entwicklung eines regelungstechnischen Prozessmodells für den Raumluftzustand in der Dresdner Frauenkirche. Das Prozessmodell bildet das Verhalten von Temperatur und Feuchte im Hauptkirchenraum nach. Die Einflüsse der Änderungen des Außenluftzustandes, der nutzungsbedingten inneren Wärme- und Feuchtegewinne sowie die Auswirkungen von Stelleingriffen der Heizungssysteme auf Temperaturen und relative Luftfeuchten werden berücksichtigt. Die Ergebnisse der in der Frauenkirche seit März 2004 durchgeführten Messungen stimmen qualitativ und quantitativ sehr gut mit den Simulationsergebnissen überein. Mit der Simulation von Nutzungsszenarien können schon im Vorfeld der Inbetriebnahme der Gebäudetechnik und -automatisierung Erkenntnisse zur Anlagenfahrweise und zur Energieeinsparung gewonnen werden.

Verantwortlich für die Simulationen in der Frauenkirche Dresden war die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden unter Federführung von Prof. Gunther Lauckner. Zusammen mit ihm und weiteren bundesweit tätigen Ingenieuren und Spezialisten aus den Fachgebieten Kirchensanierung, Bauphysik, Denkmalpflege und Haustechnik soll ein Werkzeug entwickelt werden, welches bei möglichst vielen anderen Sakralbauten angewendet werden kann. Damit soll im Vorfeld die Planung von Kirchenheizungen optimiert werden. Zu berücksichtigen sind die regelmäßig unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten, verschiedene und variierende Nutzung, die Behaglichkeit für die Kirchenbesucher und die Möglichkeiten eines energiesparenden und ressourcen- und kostenschonenden Betriebes.

Direkte Projektbeteiligte sind die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, das Ingenieurbüro Jan Brückner und das Ingenieurbüro Niehsen-Baumann. Das Projekt wird unterstützt durch den Freistaat Sachsen und die Europäische Union. Es ist zunächst auf eine Laufzeit von zwei Jahren ausgerichtet.

31.12.2007